Stell dir vor: Du gehst morgens aus dem Haus, steigst vor deiner Haustür in den Ridesharing-Bus, der dich zur Arbeit bringt. Mittags musst du noch kurz etwas erledigen und mietest dir einen E-Scooter. Abends willst du dich noch etwas bewegen und nimmst das Leih-E-Bike. Zu Hause angekommen, reservierst du dir ein Auto aus einem Carsharing-Pool, weil du am Folgetag deine Eltern in einer anderen Stadt besuchen möchtest.
Eine neue Mobilitätswelt?
Seit Jahren prognostizieren Experten das Ende des individuellen Fahrzeugbesitzes zugunsten kombinierbarer Sharing-Mobility-Modelle. Gerade in den Städten scheint sich diese These auch tatsächlich langsam zu bewahrheiten. Hier gibt es schon heute die Möglichkeit, sich auch ohne eigenes „Statussymbol Auto“ bequem, selbstbewusst und vor allem nachhaltig fortzubewegen. Doch manchmal ist der Bus dann doch zu voll und der E-Scooter steht zu weit weg. Spätestens wenn es an die Familienplanung geht, zieht es viele junge Paare aufs Land, wo es aktuell noch ganz andere Anforderungen an die gewählte Form der Mobilität gibt. Zudem scheinen die Autofahrer in Deutschland noch nicht bereit zu sein, komplett auf das eigene Auto zu verzichten. Dies zeigten zuletzt auch die Ergebnisse des DAT-Reports 2022, wonach rund 79 % aller befragten Pkw-Halter angaben, das eigene Auto sei unverzichtbar. Wie auch immer die Zukunft aussieht, auf dem Weg dorthin entwickeln sich immer neue Geschäftsmodelle rund um das Thema Mobilität. Immer im Fokus: vom Besitzenden zum Nutzenden.
Mein Auto im Abo
Dieses Geschäftsmodell hat das Potenzial, zukünftig, neben den klassischen Wegen Eigenbesitz, Leasing und Finanzierung, zumindest übergangsweise einen vierten Weg aufzuzeigen. Interessant ist das Modell sowohl für Privatpersonen als auch für das Gewerbe, da hier, wie beim Leasing die „Abogebühr“ steuerlich geltend gemacht werden kann. Einziger Wermutstropfen sind lediglich die aktuell bei den meisten Anbietern noch sehr gering-kalkulierten Kilometerleistungen, wonach sich das Auto-Abo eher für wenig- bis Normalfahrer eignet.
Mit dem Abo ins E-Auto einsteigen
Mit dem „Auto-Abo“ können aber auch neue Technologien bzw. Antriebsarten schnell an Bedeutung gewinnen. So zeigt eine Studie des CAR aus dem Jahr 2022, dass sich rund 72 % der befragten Pkw-Besitzer die Nutzung eines Abo-Modells in Verbindung mit einem Elektroauto vorstellen können. Neue Antriebsart, neues Nutzungsmodell: Profitieren so bald beide Trends voneinander?
Versicherer als Partner der Abo-Anbieter
Auch aus Sicht der Kfz-Versicherer könnte das „Auto-Abo-Modell“ schon kurzfristig zu Veränderungen bei der Tarifentwicklung führen. Da die Kfz-Versicherung bei den meisten Abo-Angeboten bereits enthalten ist, müssen sich auch die Angebote der Versicherer entsprechend anpassen, insbesondere im B2B-Bereich. Das beginnt bereits bei der Tarifierung. Künftig wird die Versicherungsprämie – die meist durch die individuellen Tarifmerkmale und nicht zuletzt durch den Schadenfreiheitsrabatt (den größten Hebel der Risikoselektion) ermittelt wird – von einer „Stückprämie“ abgelöst, die für alle Auto-Abo-Nutzer zunächst gleich ist. Doch birgt jeder Abo-Nutzer aus Sicht des Versicherers tatsächlich dasselbe Risiko? Denkbar wäre es hier, das individuelle Fahrverhalten, welches zum Beispiel über eine App auf dem Smartphone des Abo-Kunden aufgezeichnet und bewertet wird, als zusätzliches Merkmal zur Risikodifferenzierung heranzuziehen bzw. „gutes“ Fahrverhalten mit zusätzlichen Benefits zu versehen.
Doch auch die Leistungsseite der Tarife muss angepasst werden. So steht nicht mehr das eigene Fahrzeug als versichertes Objekt im Fokus, sondern der Erhalt der gesamten Mobilität. Nach einem Schaden muss mir möglichst schnell und unkompliziert ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt werden, damit ich mein Auto-Abo auch weiterhin nutzen kann. Im Falle einer Rückgabe des Abo-Fahrzeugs möchte ich als Kunde vor überraschenden Nachzahlungen abgesichert sein.
Die sich verändernden Tariflandschaften müssen zukünftig auch in Versicherungssoftwaresystemen abbildbar sein. Moderne IT-Architekturen sind die Voraussetzung und ermöglichen hierbei eine schnelle, flexible und zukunftsfähige Produktentwicklung. Für Versicherer stellt sich nun nur noch die Frage: Software aufwendig selbst neu entwickeln oder auf bewährten Standard zurückgreifen? Standardlösungen von Bestandsführungssystemen, Produktmaschinen, Schaden- und Leistungsmanagement oder auch In-/Exkasso lassen sich in der Regel leicht in bestehende Systemlandschaften integrieren. Zudem bringen sie bereits Musterprozesse und -produkte mit, die zügig an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden können. Die Anbieter entwickeln ihre Lösungen stetig weiter und passen sie den neuen Marktgegebenheiten an. In einem gemeinsamen Einführungsprojekt wird die Software schließlich in die Systemwelt des Versicherers integriert.
Sie möchten wissen, wie Sie Ihre Komposit-Sparte fit für die Zukunft machen? Dann wenden Sie sich gerne an unseren Experten Simon Dufour, Head of Business Development.