Am 01.03.2022 begann das neue Verkehrsjahr 2022/2023 für die E-Scooter, die seit Juni 2019 auf unseren Straßen erlaubt sind. Sofort standen sie in Reihe aufgestellt bereit zum Mieten. Geht man weiter in die Innenstädte, sieht man sehr schnell auch die Kehrseite der Medaille: umgestürzte Roller zu Haufen aufgetürmt auf den Gehwegen liegend. Fluch oder Segen?
Anfang Juli 2019 waren es nach eigener Recherche bereits mehrere tausend in Berlin, München Hamburg und Frankfurt am Main, mittlerweile dürften bereits alle Großstädte in Deutschland ausreichend versorgt sein und manche City reduziert inzwischen die Anzahl. Das Preisniveau je Minute ist weitestgehend gleich. Weitere Funktionen wie Stundenpakete, Reservierung und Pausierungen sind bereits Standard. Das Wachstum beim E-Scooter-Verleih ist 100-mal schneller als beispielsweise beim Chauffeurdienst UBER.Es gibt aber auch Gegenstimmen. Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, fordert klare Spielregeln, da sich Unfälle mit E-Scootern häufen und es ein „Roller-Mikado“ in deutschen Innenstädten gebe.
Verleiher suchen strategische Partner
Wer oder was steckt eigentlich hinter den E-Scooter-Verleihern? Die E-Scooter-Verleiher reihen sich in Firmennamen wie Mister Spex, brands4friends oder Lieferheld ein. Hinter den Firmen stecken erfahrene Seriengründer wie Lukasz Gadowski, die das Geschäft nun „groß“ machen. Die Verleiher suchen sich strategische Partner in Versicherern, Automobilherstellern und Softwareunternehmen um weltweit das Geschäft auszudehnen. Dabei gilt es auf der Versicherer- und der IT-Dienstleister-Seite, intelligente Lösung für diese neue Form der Mobilität zu finden. Die Versicherer und IT-Dienstleister werden hier schnell zum Start-up-Unternehmen mit interdisziplinären Teams, um neue Geschäftsfelder und insbesondere neue IT-Prozesse zu befriedigen, da die Kundenanforderungen täglich neue Dimensionen erreichen und sie vor große Herausforderungen in der Umsetzung stellen.
Nutzerzentrierte Mobilitätslösungen sind gefragt
In der Versicherungsbranche und der IT sind daher nutzerzentrierte Lösungen für die Mobilität als Ganzes notwendig. Versicherer und IT-Dienstleister müssen sich vom klassischen Produktgeber zum Lösungsanbieter entwickeln und damit die Bedürfnisse ihrer Kunden in den Mittelpunkt stellen. Trotz negativer Presse und Bedenken wird die neue Mobilität aufgrund der weiteren Urbanisierung der Innenstädte weiterwachsen und Versicherer sowie IT-Dienstleister müssen für sich entscheiden, welche Position sie in diesem neuen Geschäftsfeld einnehmen möchten. Der Bedarf an schnellen, individuellen und flexiblen Lösungen ist – siehe das Beispiel der E-Scooter – vorhanden und wird -meiner Einschätzung nach- zunehmen.
So wird es weitere Formen der Mobilität in Form von autonom fahrenden Bussen, teleoperiertes Fahren oder Drohnen geben. Zudem werden Mobilitätsformen wie Car-Sharing, Verleih von E-Rollern oder das minutengenaue Leihen von PKW zunehmen.
Auch steht dann nicht mehr das Fahrzeug als versichertes Objekt im Vordergrund, sondern eher das Paket um dieses herum.
Neue Anforderungen an die IT
Die Anforderungen werden sich zukünftig weiter verändern. Hierbei entstehen für die IT-Architektur völlig neue Aufgaben wie die Verwaltung von sehr volatilen Beständen, neue Produkte wie zeitgenaue Tarife oder die Einbindung von Versicherungsprodukten in die Warenkörbe von Amazon & Co.
Das Ziel neuer IT-Anwendungen sollte es neben der Realisierung von flexiblen und schnellen Lösungen sein, relevante Daten über das Nutzer- und Mobilitätsverhalten der Kunden zu speichern und diese mit KI auszuwerten, um wichtige Erkenntnisse für zukünftige Produkte zu generieren.
Aktuell kommen diese Produkte in immer kürzeren Abständen auf den Markt. Aufgrund der Dynamik dieser Entwicklung empfiehlt sich für bisher zurückhaltende Unternehmen eine möglichst zeitnahe Entscheidung. Versicherer, die diese Entwicklung zu spät auf ihre To-Do Liste nehmen, könnten ihre zukünftige Position im Markt gefährden.
Die erfolgreiche Nutzung dieser Potenziale hängt von vielen Faktoren ab und stellt Unternehmen vor neuen Herausforderungen. Trotz der individuellen Lösungswege gilt für alle Unternehmen, dass sie sich in Denkweise, Prozessen und Systemen darauf einlassen müssen, sich bei Produktinnovationen nicht ausschließlich an der Kalkulation der enthaltenen Risiken zu orientieren. Moderne Bestandsführungssysteme und eine zukunftsfähige IT-Architektur sind die Basis, um den Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu begegnen.
Sie möchten über moderne Bestandsführungssysteme sprechen oder planen die Modernisierung Ihrer IT? Dann wenden Sie sich gerne an unseren Experten Karsten Schmitt, Head of Business Development.