Klimaschutz beginnt bereits im Rechenzentrum


Die weltweit sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise beschäftigen die Versicherungsbranche intensiv. Bereits in ihren Rechenzentren und bei der Softwareentwicklung können Versicherer aktiv zu mehr Klimaschutz beitragen – wenn sie sich dessen bewusst sind.

Die ungebremst voranschreitende Digitalisierung ist eine der grossen Treiber für die Nutzung der Cloud. Die Versicherungsbranche bildet hier gegenüber anderen Industrien keine Ausnahme. Digitale Geschäftsmodelle sowie die Erfassung und Verarbeitung immer grösser werdender Datenmengen und Messpunkte (IoT, Telematik, KI) sind ohne die Cloud schwer vorstellbar. Die Angebote von Hyperscalern haben die Softwareentwicklung vollständig verändert: Virtualisierung von Recheninstanzen, die Verbindung von sekundenschnell miteinander kommunizierenden Mikroservices oder die Containerisierung sind nur einige Beispiele. Doch bei aller Begeisterung für neue technische Möglichkeiten wird vorschnell die Tatsache übersehen, dass Daten und deren Verarbeitung durch Programmcode auch einen klimatischen Fussabdruck hinterlassen.

Wachsende Energiemengen für Rechenzentren

Die Adaption der Cloud mag sich stellenweise verlangsamt haben, die Investitionsbereitschaft ist aber durch alle Branchen nach wie vor hoch. Die Nutzung der Services von Hyperscalern scheint gegenüber dem Betrieb eigener Rechenzentren und OnPrem-Lösungen energieeffizienter und ressourcenschonender zu sein. Schliesslich teilen sich hier mehrere Unternehmen eine Infrastruktur. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn die stärkere Nutzung, die wachsende Datenmenge und die steigende Entwicklung digitaler Services führen letztlich dazu, dass die für IT benötigten Energiemengen stetig wachsen. Sie verdoppeln sich etwa alle vier Jahre. Die damit verbundenen Treibhausgasemissionen entsprechen denen der gesamten Luftfahrtindustrie. Selbst unter günstigen Voraussetzungen wird die IT-Branche bis zum Jahr 2030 etwa 8 Prozent des weltweiten Strombedarfs ausmachen.

In der Entwicklung CO₂-Fussabdruck reduzieren

Schon im Entwicklungsprozess können Versicherer dazu beitragen, die Ziele der von Verbänden getragenen Initiativen zur Klimaneutralität (z. B. GDV) zu erreichen. Zwar bemühen sich Cloudanbieter gleichfalls, die Energieeffizienz noch weiter zu erhöhen und die Treibhausgasemissionen zu verringern, das allein dürfte aber nicht ausreichen. Mit dem Bewusstsein dafür, dass Programmcode sowie Service- und Architekturdesign Auswirkungen auf die Umwelt haben, können Entwicklung und Betrieb ihren Teil zu mehr Klimaschutz beitragen. Dem gewachsenen Bewusstsein für die Thematik kommen die Hyperscaler auf unterschiedliche Arten entgegen. So hat Amazon mit dem „AWS Customer Carbon Footprint Tool“ ein Werkzeug im Angebot, um sich über die klimatischen Auswirkungen zu informieren.

Egal, ob innerhalb des Unternehmens noch „klassisch“ entwickelt wird oder bereits ein DevOps-Ansatz verfolgt wird: Die unterschiedlichen Erfahrungen von Spezialisten müssen hier zusammenkommen. Im Zuge agiler Softwareentwicklung treffen Entwicklungsteams heute wichtige Designentscheidungen, die die Wünsche der Kund:innen respektive interner Auftraggeber einbeziehen. Die Entscheidung für eine bestimmte Architektur, das Zusammenspiel verschiedener Services, sogar die Gestaltung des Codes hat Einfluss auf den Energieverbrauch. Pflegeaufwand, Skalierbarkeit und Kosten sind Parameter, die vielfach bereits direkt in der Entwicklung berücksichtigt werden. Der Aspekt Energieverbrauch wäre dabei ein zusätzlicher Punkt.

Unter diesem Gesichtspunkt sollten sich auch die Expert:innen einbringen, die in erster Linie für Operations zuständig sind. Da sie nicht im direkten Kontakt mit den Kund:innen stehen, dürfte es ihnen schwerfallen, Vorschläge zur energetischen Optimierung von Workloads zu machen. Allerdings besitzen sie das bereichsübergreifende Wissen, was die Infrastrukturen betrifft. Die Anpassung von Templates für virtuelle Maschinen kann den Energieverbrauch genauso senken wie das Upgrade von Instanzen auf stromsparende Prozessoren. Ein grosser Hebel, da die Massnahmen ja in der Regel gleich eine ganze Reihe von Anwendungen und Services betreffen. Zudem liefern die meist ohnehin eingesetzten Monitoring-Werkzeuge auch Hinweise zur Auslastung von Strukturen. Daraus lassen sich dann Anregungen gewinnen, um via Scripting bestimmte Dienste während Randzeiten oder im Leerlauf abzuschalten.

Gemeinsam könnten die Beteiligten viel erreichen. Der positive Effekt: Eine bessere Ausnutzung von Ressourcen in der Cloud. Ein geringerer Verbrauch trägt ja nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern ist häufig auch unmittelbar mit Kostenreduzierungen verbunden – und das ist auch noch gut für das Unternehmen.

Als Spezialist für Standardsoftware unterstützt adesso insurance solutions Versicherungen dabei, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Kontaktieren Sie gerne unseren Experten Karsten Schmitt, Head of Business Development.

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