Versicherer inmitten der Klimakrise: Chancen und Risiken


Das Wasser wurde knapp: Kommunen haben im soeben vergangenen Sommer Wasser rationiert. Pools sollten nicht mehr befüllt werden, Gärten nicht mehr bewässert. Wasserknappheit war bereits Ende Juni in Deutschland Realität und führte auch dazu, dass die Wasserstrasse Rhein kaum noch befahrbar war. Die klimatischen Veränderungen sind inzwischen unübersehbar und haben auch unmittelbare Auswirkungen auf Versicherungsgesellschaften. Im Kampf um das Klima nehmen auch Versicherer eine besondere Rolle ein: nicht ohne Chancen und Risiken.

Der Klimawandel als Bedrohung aktueller Geschäftsmodelle

Je nach geografischer Lage werden die Auswirkungen des Klimawandels unterschiedlich stark ausfallen. Dennoch sind sich Forscher einig: Extreme Wetterereignisse wie Starkregen und Hagel werden zunehmen. Das trifft Schaden- und Unfallversicherungen besonders hart. Sicher wird es an einigen Orten erst gar nicht mehr möglich sein, im Schadensfall abgesichert zu sein. Dieser Umstand wird versicherungsmathematische Modelle stark beeinflussen.

Auch die von den Klimaforschern prognostizierten Hitze- und Dürreperioden wirken unmittelbar auf das Geschäft, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Mit Auswirkungen ist in den Segmenten Krankenversicherung (häufigere Krankheiten), Lebensversicherung (Risikoerhöhung bei Versicherungen mit Sterblichkeitsrisiko) und Schaden- sowie Unfallversicherung (Feuergefahr, Brände, Ernteausfälle) zu rechnen.

Vor dem Hintergrund der aktuell nur schwer einschätzbaren Risiken für die Branche, hat der GDV bereits vor knapp drei Jahren sieben Positionen des Verbands zu den Folgen des Klimawandels verabschiedet.

Der Klimawandel bringt auch Chancen

Es mag sich zunächst paradox anhören, aber aus dem Klimawandel erwachsen auch direkt und indirekt neue Chancen für das Kerngeschäft. Zu den indirekten Chancen gehören neue Risiken, die sich aus dem Wandel bei der Erzeugung von Energie oder der Mobilität ergeben.

In diese Kategorie fallen Versicherungen, die gegen den Ausfall von Wärmepumpen schützen oder Erweiterungen für Gebäudeversicherungen, die sich speziell der Solarthermie oder Fotovoltaik widmen. Doch auch die Elektromobilität (und eng verbunden mit ihr das autonome Fahren) fordern neue Versicherungslösungen, zum Beispiel für den Akku, der das zentrale Bauteil des Fahrzeugs darstellt.

Der klimatische Wandel betrifft auch weitere Branchen und Unternehmen, die die Natur als unmittelbare Ressource nutzen. Erhöhte Niederschläge oder Dürre beeinträchtigen das Ergebnis landwirtschaftlicher Betriebe. Gegen diese Risiken werden sich Firmen absichern wollen. Mittels parametrischer Versicherungen, wie sie etwa aktuell bereits in den USA zur Verfügung stehen, können Ereignisse wie Starkregen oder längere Trockenperioden ganz nach der Risikobereitschaft der Versicherten abgesichert werden.

Dem Einsatz von KI, hier insbesondere der Bereich „Predictive Analytics“, wird in der Assekuranz eine Schlüsselrolle zukommen, damit das Schadensrisiko für die einzelne Gesellschaft kalkulierbar und wirtschaftlich bleibt.

Versicherer als aktive Treiber für mehr Nachhaltigkeit

Versicherungsgesellschaften können sowohl nach innen wie nach aussen mehr für den Klimaschutz tun. In der Innensicht gibt es einige offensichtliche Stellschrauben, mit denen die Versicherer aktiv zu mehr Klimaschutz beitragen könnten: weitergehende Digitalisierung von Prozessen, um den Einsatz von Papier zu reduzieren; Vermeidung von Dienstreisen respektive der Umstieg auf umweltfreundlichere Reisemittel; beim Einkauf und der Beschaffung auf nachhaltige Materialien zu achten.

Unvergleichlich stärkeren Einfluss können die Versicherer nach aussen ausüben, schliesslich zählen sie weltweit zu den grössten institutionellen Anlegern. Ihre Investitionsentscheidungen prägen damit das Erscheinungsbild unserer Wirtschaft. Mit gezielter Investition oder dem Rückzug aus Investitionen in bestimmten Branchen können Versicherer den Weg zu mehr Nachhaltigkeit aktiv gestalten. Sie werden es auch müssen, da Kund:innen immer sensibler gegenüber diesen Themen werden.

Finanzmarktteilnehmer müssen gemäss der EU-Taxonomie-Verordnung künftig über den Anteil an ökologisch nachhaltigen Investitionen informieren. Der „Green Deal“ der EU soll und wird dazu beitragen, dass sich die Akteure an den Finanzmärkten stärker an ESG-Strategien (Environmental, Social und Governance) ausrichten. Damit gewinnen sie in den Augen vieler Kund:innen nicht nur Attraktivität, sie begrenzen auch ihr eigenes Risiko.

Als Spezialist für Standardsoftware unterstützt adesso insurance solutions Versicherungen dabei, den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Kontaktieren Sie gerne unseren Experten Karsten Schmitt, Head of Business Development.

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