Die Zukunft lässt sich nicht mit Bestimmtheit vorhersehen, weil wir in einer VUCA-Welt leben. Das trifft auch auf die Versicherungsbranche zu. Dennoch zeichnen sich Trends und Entwicklungen ab, die das kommende Jahr prägen können.
Versicherungen sind Teil des Wirtschaftslebens und mithin auch von den aktuellen Entwicklungen der Wirtschaft nicht entkoppelt. Die angespannte wirtschaftliche Lage wird sich somit auch auf die Versicherer in der DACH-Region auswirken. So rechnet der GDV für das kommende Jahr nur noch mit einem moderaten Wachstum von 1,9 Prozent bei den Beiträgen über alle Sparten hinweg.Zudem dürfte sich auch an der Notwendigkeit nichts ändern, den Mitarbeitenden weiterhin die Möglichkeit zu bieten, verstärkt vom sogenannten Home-Office aus arbeiten zu können, auch weil Corona noch immer für hohe Krankenzahlen sorgt. Doch auch abseits des Infektionsschutzes haben Umfragen der letzten Zeit immer wieder gezeigt, dass die Beschäftigten nach wie vor ein Festhalten an flexibleren Arbeitsmodellen wünschen – mit allen Konsequenzen, die das u. a. auch für die Unternehmens-IT hat (Stichwort Cybersecurity und Resilienz der Infrastruktur).
Neben diesen Entwicklungen auf der Meta-Ebene sind Trends sichtbar, die Einfluss auf Geschäftsmodelle und die Technik haben.
Trends und Entwicklungen bei Geschäftsmodellen
- Mehr Bewusstsein für verbrauchsabhängige Tarife: Genauso wie die Versicherungsgesellschaften sind auch die Versicherten von der schwierigen wirtschaftlichen Situation betroffen. Die Inflation führt zwangsläufig dazu, dass die Versicherten stärker auf Tarife und Leistungen achten werden. Hierin liegt die Chance, dass sich stärker als bisher Tarife durchsetzen werden, die von der Nutzung abhängig sind.
- Ausweitung digitaler Kanäle: Die Digitalisierung des privaten und wirtschaftlichen Lebens läuft weiter auf Hochtouren. Gerade auch ältere Zielgruppen haben in den vergangenen Jahren verstärkt den Nutzen von digitalen Tools und Geräten erkannt. Und mit dem „Metaverse“ bahnt sich eine neue technologische Revolution an, die unser bisheriges Verständnis von „Internet“ und „Cloud“ verändern wird. Die optische und technische Ausgestaltung des Metaverse steht zwar noch lange nicht fest, aber Versicherer sind gut beraten, diese Entwicklung zu beobachten und in ihre Planungen für eine Omni-Channel-Strategie aufzunehmen, denn deren Bedeutung nimmt weiter zu. So hat Amazon in Grossbritannien jüngst einen eigenen Marktplatz für Versicherungen eröffnet und Experten gehen davon aus, dass Apple direkt in das Geschäft mit Versicherungen einsteigen wird. Zwei Player, die vorführen, wie Kundinnen und Kunden optimal digital erreicht werden können. In diesem Zusammenhang scheint auch die Fortführung von Strategien und Modellen, die sich unter „Embedded Insurance“ zusammenfassen lassen, sinnvoll. Insurtechs wie Element machen vor, wie schnell sich Produkte schnüren lassen.
- Insurtechs in Problemen: Fintechs und Insurtechs haben im Jahr 2022 zunehmend Schwierigkeiten bekommen, das für ihr Wachstum notwendige Kapital einzuwerben. Im Fintech-Bereich gab es inzwischen erste spektakuläre Geschäftseinstellungen beziehungsweise starke Abwertungen der Unternehmenswerte. Auch die Losgrössen in der Welt der Insurtechs werden kleiner. Hier ergeben sich potenziell gute Bedingungen, um Technologie durch Übernahme oder strategische Beteiligungen zu erwerben.
- Klimawandel: Die Auswirkungen des Klimawandels werden die Gesellschaften im kommenden Jahr noch stärker beschäftigen. Und dies in der bekannten doppelten Hinsicht. Allein aus Eigeninteresse scheint es notwendig, dass sich die Assekuranz als einer der grösten institutionellen Investoren noch stärker beim Impact Investing und bei der Dekarbonisierung engagiert. Zum anderen steigt der Bedarf an Versicherungen zur Abmilderung von Schäden, die sich direkt und indirekt aus dem Klimawandel ergeben. Beispielsweise bei parametrischen Versicherungen, die gegen schädigende Ereignisse absichern (Stürme, Dürre, Fluten, Brände)
Technologische und IT-Trends
Die Trends in den Geschäftsmodellen und Rahmenbedingungen werden Änderungen in der Technologie mit sich bringen und bereits gestartete Innovationen im Maschinenraum der Versicherung beschleunigen:
- Immer wieder die Cloud: Neue Geschäftsmodelle, Kooperationen und Produkte sowie weiterhin immer schnellere Innovationszyklen erfordern agile und flexible Strukturen, Prozesse und nicht zuletzt eine moderne IT. Cloud Computing ist dabei weiterhin Treiber und Enabler von Digitalisierung und Innovation. „Digital“ muss daher Teil der Versicherungs-DNA sein. So werden Cloud-Lösungen auch im Jahr 2023 einen wichtigen Faktor darstellen, um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten. Insbesondere SaaS und cloud-basierte Infrastrukturdienste präsentieren sich dabei als Mittel der Wahl.
- Weiterer Aufstieg von Predictive Analytics: Der Klimawandel und dessen Auswirkungen sind ein Beispiel für nur schwer kalkulierbare Risiken. Das umfasst auch die Prognosen der Eintrittswahrscheinlichkeiten für parametrische Ereignisse. Diese Unsicherheiten wird der Mensch allein nicht lösen können. Die prädiktive Analytik in Form von künstlicher Intelligenz wird damit eine zunehmend bedeutendere Rolle spielen.
- IoT erfordert Edge-Lösungen und Datenstreaming: Nutzenabhängige Tarifmodelle und die Etablierung von Ökosystemen mittels Mehrwertdienste werden in den Bereichen Haus, Industrie, Health und Mobility nur durch den Einsatz von Sensoren und IoT-Devices umsetzbar sein. Damit ist nicht nur ein weiteres Wachstum der Datenmengen verbunden. Es wird im Rahmen von Echtzeitverarbeitungen nötig sein, einen Teil der Analysen und Datenaufbereitung bereits am Netzwerkrand (Edge) durchzuführen. Selbst bei flächendeckender Nutzung von 5G, das in Hinblick auf Latenz und Datendurchsatz neue Dimensionen schafft, können nicht alle Daten erst in das RZ bewegt werden.
- No-Code / Low-Code: Ein Trend, der bereits in anderen Industrien eine grosse Rolle spielt, wird auch die Versicherungswelt stärker beeinflussen. Die Rede ist von Low-Code respektive No-Code-Plattformen, die es aus Sicht von Unternehmen ermöglichen, schneller individuelle Lösungen zu entwickeln, ohne sich erst tiefgreifend Architekturen und Entwicklungsfragen widmen zu müssen. Hier kann der Fintech-Sektor geradezu als Blaupause dienen, da dort immer mehr Start-ups hoch finanziert wurden, welche unter verschiedenen Gesichtspunkten an solchen Plattformen arbeiten.
- RZ muss ready für KI sein: Die weiter wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz erfordert, dass das Rechenzentrum auch optimal dafür vorbereitet ist. Das betrifft einerseits die Verbindungen zum Netzwerkrand und das Streaming von Analysedaten in Anwendungen. Dabei darf die wachsende Bedrohung kritischer Infrastrukturen durch Cyberkriminelle nicht vergessen werden. Zudem werden auch die Datenmengen noch weiter ansteigen. Das hat naturgemäss Folgen hinsichtlich der Kapazität und Speicherdichte. Und damit auch wieder auf den Energieverbrauch. Kurzum: CIO und CTO müssen sich mit der Aufgabe beschäftigen, wie die Rechenzentren optimal für KI-Anwendungen vorbereitet werden.
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