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Warum Versicher­er spätest­ens jetzt eine IoT-Strategie brauchen

Geschrieben von Melanie Hoppen | 08.05.2019

Das Internet der Dinge (IoT) ist nur scheinbar ein abstraktes Konstrukt. Welche Entwicklung die kleinen miteinander vernetzten Mikroprozessoren in der Zukunft nehmen werden, ist noch unklar. Aber bereits heute ist klar: Das Internet of Things fordert die Versicherer heraus.

In den vergangenen Wochen gab es gleich drei Ereignisse, die IT-Architekten und Produktmanager in Versicherungsgesellschaften nachdenklich stimmen sollten.

 

Microsoft kauft sich Betriebssystem für das IoT

Da ist die Übernahme des Unternehmens Express Logic durch Microsoft. Der Softwarekonzern hat in den vergangenen Jahren sein Engagement im Segment IoT Schritt für Schritt ausgebaut. Das Betriebssystem Windows wurde für IoT optimiert und eine eigene Cloudplattform soll die Vernetzung von IoT-Geräten erleichtern. Da passt die Übernahme von Express Logic optimal in die Strategie. Es handelt sich hier nicht etwa um ein Start-up. Das bisher eher nur Branchenkennern bekannte Unternehmen ist seit 20 Jahren im Bereich Mikrocontroller tätig. Sein Echtzeitbetriebssystem wurde in dieser Zeit in über 6 Milliarden Geräten verbaut.

 

Über 20 Millionen aktive Telematik-Policen

Wenige Tage später gaben die Analysten von Berg Insight [1] bekannt, dass im Jahr 2018 in Nordamerika und Europa mehr als 20 Millionen Telematik-Policen aktiv sind. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von 36 Prozent.

Und schließlich hat Tesla-Gründer Elon Musk während der Präsentation der Quartalszahlen des E-Autobauers angekündigt, den Käufern eines Tesla eine maßgeschneiderte Versicherung in Eigenregie anbieten zu wollen [2].

Telematik und IoT sind also ganz offenbar nicht nur Wachstumsmärkte. Die Ankündigung von Tesla zeigt sehr deutlich ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Versicherer an. Denn das Unternehmen wird eine solche Police ohne Zweifel direkt mit den Autokäufern abschließen. Dem klassischen Versicherer droht hier der Verlust des Kundenzugangs.

Die Zurich gehört zu den Gesellschaften, die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Das Produkt „Zurich Smart Home“ kombiniert eine klassische Hausratversicherung mit IoT-Komponenten und Serviceangeboten [3]. Damit profiliert sich die Gesellschaft nicht nur als innovationsfreudig. In einem sehr preissensitiven Segment dürften die Versicherten einsehen, dass Zusatzleistungen und Hardwarepakete unterm Strich teurer sein müssen als der Abschluss einer einfachen Hausratversicherung.

 

Eine IoT-Strategie muss jetzt her

Versicherungsgesellschaften, die in Zukunft nicht am Rand stehen wollen, um InsurTechs oder Herstellern dabei zuzusehen, wie diese sich Zugang zum Kunden verschaffen, um ihm neue Produkte und Tarifmodelle zu verkaufen, sollten spätestens jetzt nachdenken, wie sie sich dem Thema IoT und Telematik nähern wollen.

An Anbietern von IoT-Geräten und Lösungen mangelt es nicht. Findige Start-ups brüten über Ideen und neuen Produkten und haben oft versierte Experten an Bord, die mit ausgefeilten Kommunikationsstrategien in sozialen Medien Zugänge zu Interessenten und Kunden schaffen.

Das Fundament für die Entwicklung innovativer Tarife und Verträge bilden IT-Strategie und Prozessanalysen bei den Versicherern. Telematiktarife und Abrechnungsmodelle, die auf der Nutzungszeit basieren, funktionieren nur dann, wenn die Daten, die von Sensoren geliefert werden, verarbeitet werden können. Hier spielen nicht nur die enormen Mengen eine Rolle, sondern im Kern auch die Frage, ob die bereits vorhandenen Systeme diese überhaupt sinnvoll verarbeiten und analysieren können. Notwendig dazu sind passende Rechenkapazitäten. Aber noch viel wichtiger ist die Möglichkeit, Schnittstellen zu schaffen. Während sich Kapazitäten kurzfristig am Markt beschaffen lassen, ist die Entwicklung von Schnittstellen in einer über die Jahre gewachsenen IT-Struktur kein leichtes Unterfangen. Damit einhergehend muss zwangsläufig eine Analyse bestehender Prozesse erfolgen, denn Geschwindigkeit ist im Internet der Dinge ein absolutes Muss.

Tempo ist jetzt auch bei den Gesellschaften gefragt, um die Chancen nutzen zu können, die sich aus Vernetzung, IoT und Telematik ergeben.

 

[1] http://www.berginsight.com/ReportPDF/ProductSheet/bi-insurancetelematics4-ps.pdf

[2] https://www.insurancejournal.com/news/national/2019/04/26/524842.htm

[3] https://www.zurich.de/de-de/privatkunden/bauen-und-wohnen/haus-und-wohnung/smart-home-paket