Die Digitalisierung eröffnet Versicherern neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung oder Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Es gibt aber auch eine Schattenseite, denn die Digitalisierung ermöglicht auch neue Formen des Versicherungsbetrugs.
Mit seinen unzähligen Websites, Blogs und Foren stellt das Internet eine längst nicht mehr vorstellbare Menge an Informationen zur Verfügung. So führt eine Suche bei Google auch schnell zu Beiträgen, die erklären, wie am einfachsten eine glaubwürdige Schadenmeldung an einen Versicherer übermittelt wird.
Wie eine repräsentative Befragung im Auftrag des GDV ergeben hat, räumen immerhin 6 Prozent der Deutschen ein, ihrer Versicherung schon einmal einen Schaden gemeldet zu haben, der sich so gar nicht ereignet hat.[1] Und 4 Prozent kennen jemanden, der dies getan hat. Die gute Nachricht daran ist ohne Zweifel, dass die überwältigende Mehrheit der Versicherten ehrlich ist. Für die Versicherungswirtschaft bleibt der Betrug dennoch ein massives Problem.
Mit digitalen Tools lassen sich Beweise leichter fälschen
Längst vorbei sind die Zeiten, in denen die angeblich Geschädigten zur Dokumentation eines Schadens Fotografien in Papierform eingereicht haben. Heute werden digitale Bilder mit den Gesellschaften ausgetauscht. Um mit modernen Fotoeditoren Bilder zu manipulieren, sind keine besonderen Fachkenntnisse mehr notwendig. Oder es werden im Internet verfügbare Fotos genutzt, um einen Schaden zu dokumentieren. Schäden, die durch so genannte Cyberversicherungen abgedeckt sind, stellen eine noch größere Herausforderung dar, denn die angeblichen Täter und die vorgeblichen Schäden befinden sich in diesem Fall fast ausschließlich in der Sphäre von Bits & Bytes. Kurzum: Die Versicherungsbetrüger rüsten digital auf.
Die Coronakrise könnte die Betrugszahlen erhöhen
Die Pandemie führt in vielen Unternehmen und privaten Haushalten zu einer angespannten finanziellen Situation. Das Geld für die Raten einer Anschaffung könnte knapp werden, oder der Firmeninhaber könnte sich mit dem Wareneinkauf übernommen haben. So befürchten die Versicherer, dass die Zahl der „Gelegenheitsbetrüger“ steigen könnte: Ein fingierter Einbruch, bei dem der (zu) teure Fernseher oder die nicht mehr absetzbare Modekollektion entwendet werden , sorgt dafür, dass durch die Schadensregulierung des Versicherers die finanziellen Probleme gelöst werden.
KI als Hilfsmittel in der Schadenregulierung
Für die Mitarbeitenden in der Schadenregulierung der Versicherungsunternehmen ist es keine leichte Aufgabe, eine betrügerische Meldung zu erkennen. Hier können KI-Systeme die Fallbearbeitung wirkungsvoll unterstützen. Computerprogramme erkennen schneller und präziser als der Mensch, ob ein Foto manipuliert wurde. Oft bieten bereits die in jeder Bilddatei gespeicherten Meta-Informationen Hinweise darauf. Mit KI wird die Plausibilitätsprüfung einfacher. Gerade im Mengengeschäft der Sach- oder Kfz-Versicherung erkennen selbstlernende Systeme auftretende Muster. KI deckt neue „Maschen“ schneller auf, als es der Mensch könnte, weil Informationen viel schneller verknüpft werden.
Investition in KI erleichtert und beschleunigt die Fallbearbeitung, sie spart Kosten und ist auch im Interesse der Versicherten selbst. Schließlich sind es auch ihre Beiträge, die die Betrüger einkassieren.
[1] https://www.gdv.de/de/medien/aktuell/sorge-der-versicherer–corona-gibt-betruegern-auftrieb-61842