Versicherungs­software aus der Cloud: Digitaler Wandel


„Auf lange Sicht werden Versicherer hauptsächlich auf Cloud-Technologie setzen,“ lautete die Prognose von Oliver von Ameln, Geschäftsführer bei adesso insurance solutions, im Rahmen seines Vortrages beim „Messekongress IT für Versicherungen“ Ende November. Das Branchenevent, organisiert und ausgerichtet von den Versicherungsforen Leipzig, fand dieses Jahr Corona-bedingt kurzfristig rein virtuell statt.

Eben jene weltweite Pandemie hat die Vorteile und den Bedarf von Digitalisierung offengelegt. Ein Jahr nach dem ersten Shutdown mit Home-Office-Pflicht sollen nur noch 12 Prozent aller Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten am wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung für ihre Firma zweifeln, will der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom herausgefunden haben. Auch der großen Mehrheit der Versicherer ist bewusst, dass sie ihr Geschäft verstärkt digitalisieren müssen, um den Bedürfnissen der Versicherten nach mehr Flexibilität, individualisierten Produkten und Preisen Rechnung tragen zu können. „Digital“ muss ein Teil der Firmen-DNA werden und das bereits bei der Entwicklung neuer Versicherungsprodukte. Digitale Startups und Insurtechs können an dieser Stelle nicht nur eine Herausforderung für das traditionelle Geschäftsmodell sein, sondern im Gegenteil auch eine Chance im Hinblick auf Partnerschaften und Kooperationen. Dazu wird eine IT-Landschaft benötigt, die die nötige Agilität und Flexibilität bietet, um Partnerschaften auch technisch zu ermöglichen.

Der Weg in die digitale Zukunft beginnt mit Cloud-Technologie

Der Einsatz von Cloud-Technologie ist für zukunftsfähige Versicherungen alternativlos. Insbesondere „Software as a Service (SaaS)“ sowie cloudbasierte Infrastrukturdienste stellen die Mittel der Wahl dar, um den Herausforderungen der Digitalisierung zu begegnen. Oliver von Ameln unterstreicht dies in einem Interview mit dem Branchenmedium vB-Versicherungsbetriebe: „Den Hauptnutzen entfaltet SaaS sicherlich auf der Kostenseite. Mit der richtigen Strategie können die TCO (Total Costs of Ownership) massiv gesenkt werden. Als Eigentümer eines unternehmenseigenen Rechenzentrums sind Abschreibungen und Betriebskosten enorm; das Personal ist entweder unausgelastet oder überfordert, regelmäßig neue technische und regulatorische Änderungen erfordern dauerharte Weiterbildung und –entwicklung. Der eigene RZ-Betrieb ist heute nur noch für Organisationen mit über 100.000 Mitarbeitenden wirtschaftlich sinnvoll darstellbar. Darunter fällt die Rechtfertigung schwer, wenn die Qualität des Betriebs dem Wettbewerb standhalten soll.“

Versicherungen müssen Auslastung und Kosten ihrer Rechenzentren im Blick haben

Die Auslastungsamplituden bei Versicherungen und somit die nötige IT-Kapazität sind relativ hoch. Wechselvorgänge in der Kfz-Versicherung nehmen zum Jahresende zu, die Beitragsanpassungen in der Lebensversicherung benötigen hohe Rechenleistungen, die periodisch eintreffenden Leistungsanträge in der Lebensversicherung ebenfalls: Teilweise wird die im Vergleich zum Jahresdurchschnitt hundertfach erhöhte Performance notwendig. „Wenn die Serverfarm dann in 90 Prozent des Jahres nur im Standgas läuft, ist das unter Earned-Value-Management-Gesichtspunkten ruinös. Und das in einer Zeit, in der das versicherungstechnische Ergebnis immer wichtiger wird, da kaum Anlageerträge zu erzielen sind“, führt von Ameln weiter aus.

Genau hier schaffen extern gehostete Anwendungen im Hinblick auf Produktivität und Flexibilität Abhilfe:

  • Potenzial für Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen durch eine reduzierte IT-Infrastruktur
  • Schnelle Skalierbarkeit von IT-Leistungen
  • Bereitstellung von Anwendungen unabhängig von der bestehenden Systemlandschaft
  • Kontinuierliche, automatisierte Updates
  • Senkung von Aufwand und Risiko für Betrieb und Wartung der Kernsysteme
  • Schnelle Einführung neuer Produkte sowie Marktanpassungen durch Automatisierung
  • Ortsunabhängige Vernetzung verschiedener Akteure

Über den Versicherungstellerrand hinausschauen

Grundsätzlich tun Versicherer gut daran, den Blick über den Tellerrand hinaus zu richten, auf Kundenorientierung und Customer Experience der Omnichannel-orientierten E-Commerce-Unternehmen. Erfolgreiche Player adressieren dabei die „Pain Points“ der Kundinnen und Kunden. So kommen lange Wartezeiten, unübersichtliche Formulare, unverständliche Vertragsklauseln und Gespräche mit unterschiedlichen Abteilungen bei Amazon oder Zalando nahezu gar nicht vor. Vereinfachte und verbesserte Prozesse an der Kundenschnittstelle stehen deshalb zu Recht bei den meisten Versicherungen im Fokus. Um „Digitalisierung“ kundenzentriert zu realisieren, bedarf es einiger Veränderungen im Backend:

  • Eine Vereinfachung von Tarifen und die agile Entwicklung des Produktangebots führen hier zu schlanken IT-Prozessen sowie dem Auflösen von Altlasten in der IT-Architektur.
  • Für die Nutzung von Zukunftstechnologien, wie Künstlicher Intelligenz, bedarf es einer Auflösung von Insellösungen, die die Komplexität nur unnötig erhöhen und den Kostendruck steigern.

Dieser Blogbeitrag bildet den Auftakt zu einer dreiteiligen Reihe unter dem Motto „Versicherungssoftware aus der Cloud“. In zukünftigen Beiträgen beleuchten wir die Aspekte „Technische Umsetzung“ sowie „Compliance und Security“.

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